Das Haus brennt. Die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie in Deutschland hängt davon ab, wie schnell wir bezahlbare Energie bekommen. Ich habe meine Meinung zu Subventionen bereits geäußert. Sie müssen immer das letzte Mittel sein und immer befristet. Ein #Industriestrompreis ist genau das: eine Brücke in die Zukunft, bis wir genügend bezahlbare Energie aus Erneuerbaren haben. Um den hohen Bedarf an Erneuerbaren zu decken und deren Ausbau zu beschleunigen, schließen einige energieintensive Unternehmen, wie auch Covestro, Power Purchase Agreements (PPAs) ab. Diese langfristigen Lieferverträge sind wichtige Investitionen in eine nachhaltige Zukunft, können den Brand aber nicht löschen. Deshalb brauchen wir kurzfristig den Industriestrompreis als Löschwasser.
Wenn man Häuser am falschen Standort gebaut hat, dann sollte man sie vielleicht auch einfach mal abbrennen lassen, statt sie dauerhaft zu subventionieren. Jahrzehnte subventioniertes Erdgas und die Nähe der Chemie zu ihren Kunden haben die strukturellen Probleme lange verdeckt. Vielleicht sollte man die mangelnde, kostenseitige Wettbewerbsfähigkeit in energieintensiven Bereichen jetzt, wo sie für alle sichtbar ist, auch strukturell angehen und nicht mit Steuergeldern kitten. Trotz Klimawandel und zunehmend prekärer Wetterphänomene werden wir auch bei Erneuerbaren Energien in DE und EU weder die benötigte Menge noch die notwendige Kostenposition erreichen können.
Zitat: "ein Industriestrompreis ist genau das: eine Brücke in die Zukunft, bis wir genügend bezahlbare Energie aus Erneuerbaren haben." Eine Brücke in die Zukunft? Genau das ist es nicht! Ein Industriestrompreis ist das Mittel, um eine desaströse Wirtschafts- und Energiepolitik zu kaschieren. Mehr nicht. Es ist eine Phrase, ein Märchen, "genügend bezahlbare Energie aus Erneuerbaren" in den Raum zu stellen. Wann soll das sein? Reichen da zehn Jahre oder sind es eher zwanzig oder dreißig Jahre oder nie? Dieser Industriestrompreis, wenn er denn kommt, wird eine gigantische Milliardensubvention, mit zweifelhaftem Erfolg, zeitlich unlimitiert. Es ist zu befürchten, dass die Steuerzahler diese Subvention nicht mehr loswerden. Das einzig wirkungsvoille Mittel zur Energiepreissenkung ist, die Ursachen zu bekämpfen: die Regierung / Ampel davonjagen und wieder eine bürger- und wirtschaftsfreundliche Energiepolitik betreiben. Das wäre nachhaltig. Dann braucht es keine "einsturzgefährdeten Energie-Brücken".
Leider, lieber Markus Steilemann, brennt es nicht nur in diesem Bereich des "Hauses Deutschlands" - die einzelnen Brandnester der Vergangenheit (Fachkräftemangel, Bürokratieabbau, Digitalisierung und und und) haben sich zu Flächenbränden entwickelt und bedrohen den Wohlstand und die Zukunft. Und immer wieder scheitern aber die Politik an der Geißel der Klientelpolitik und (auch das ist eine Wahrheit) an den Hürden des Föderalismus. Weiter die Stimme erheben... vielleicht erhört uns in Berlin jmd...
Markus Steilemann Mir ist nicht klar, wie sich die angesprochenen bezahlbaren Energiepreise für erneuerbare Energien (am Ende der subventionierten Brücke) errechnen. Der Gesamtpreis für die erneuerbaren muss inklusive der Speicherkapazitäten/Wasserstoffinfrastruktur/younameit gerechnet werden. Dass Elektrolyseure, die nur bei Energieüberschuss (statt >8000 Betriebsstunden/a) arbeiten, wirtschaftlich sind, kann ich mir nicht vorstellen. Dass Wasserstoffinfrastruktur, die Leckagen sicher verhindert (H2 als Klimagas ggfs. gefährlicher als CH4), günstig zu haben ist, auch nicht. Und bei den Batteriespeichern sind Langzeitspeicherlösungen im Moment auch nicht in Sicht. Was wäre denn ein Zukunftsszenario mit wettbewerbsfähigem, nicht subventioniertem Energiepreis aus erneuerbaren Energien? Zuschaltbare Gaskraftwerke? Die haben wir doch schon. Fracking bei uns? Ok, wäre preislich vielleicht gut, politisch nicht machbar... PS Dass die gesamten Steuern/Zuschläge/Umlagen usw. weg können, ist unmittelbar einsichtig. Ansonsten wird's ggfs. schwer, wenn wir national weder über Rohstoff noch Energie noch Markt (Kunden) verfügen.
Markus Steilemann ein Industriestrompreis ist aus meiner Sicht leider Gießkannenprinzip für die chemische Industrie (alle bekommen es, nicht alle brauchen es) und setzt vor allem die falschen Anreize, bei einer unklaren Fristsetzung weiterzumachen wie vorher und Innovationen zu vernachlässigen. Sollte ein Industriestrompreis kommen, hoffe ich, dass er genügend Anreize für die Unternehmen setzt, davon wegzukommen. Gut wäre es, wenn jedes Unternehmen pro Geschäftsjahr selbst entscheidet, ob es den Industriestrompreis bezieht oder nicht. Der Industriestrompreis wäre an die Bedingung geknüpft, keine Ausschüttungen für dieses Geschäftsjahr an die Aktionäre/Gesellschafter vorzunehmen und stattdessen wieder einzusetzen. Dann wären es zumindest keine reinen Geldgeschenke sondern indirekte Investitionen des Staates, die auf lange Sicht Rendite für alle bringen.
Eine Subvention für günstigere Energiepreise sollte keine Kompensation für entgangene Gewinne sein. Anstatt steigende Kosten zu vergesellschaften sollte die Industrie versuchen konjunkturelle Schwankungen aus eigener Kraft zu stemmen. Deshalb wäre so eine Subvention m.E. nur akzeptabel, wenn es eine Rückzahlungsverpflichtung gäbe. Alternativ könnte mit einer Subvention ohne Rückzahlung ein Investitionszwang in erneuerbare Energien an den inländischen Standorten auferlegt werden, um die notwendige Transformation in erneuerbare Energien und Nachhaltigkeitstechnologien zu beschleunigen. Das wurde lange nicht ausreichend betrieben, obwohl die Notwendigkeit noch viel länger bereits absehbar war.
Es brennt… ja, offensichtlich auch unter den Nägeln - wie die lebhafte Diskussion zeigt! Vielen Dank für alle Beiträge und die Bitte, weiter zu diskutieren - am besten konstruktiv! Besonders gefallen hat mit der Beitrag von Marcus Albert: „How about generating it (Energy) by yourself…?“, denn selbst zu handeln bietet die Chance, eigene Potenziale zu erkennen und zu realisieren. Meine Klienten sind immer überrascht, wie einfach es sein kann, #Wasser, #Ressourcen und letztlich auch #Energie (50% !selbst erlebt) einzusparen. Solange diese inhärenten Potenziale nicht ausgeschöpft sind, steht die Subvention - wie von Herrn Steilemann postulierte - als das „…letzte Mittel“ noch nicht zur Disposition. #Kraftwerk, #Chemieindustrie, #Pharma, #Water, #power, #Esg
Sollte es nicht oberste Priorität sein, ein möglichst großes Angebot an grundlastfähigen Strom bereitzustellen? Das heißt neben dem Ausbau von Erneuerbaren Energien auch die Speichertechnologien (z.B. in Form von Wasserstoff oder Methan - Methanherstellung durch Reaktion von Wasserstoff mit CO2) effektiv voranbringen.
Man kann es nicht besser auf den Punkt bringen! Die Transformation zu einer kreislauforientierten Industrie braucht einen politischen Masterplan - und ganz zu Beginn erträgliche Strompreise!
Senior Performance Manager Supply Planning
8 MonateSorry, vielleicht habe ich hier etwas falsch verstanden, aber die BASF hat in einen Windpark investiert, um Windstrom in Eigenregie für den Steamcracker in Ludwigshafen zu nutzen. Was hält andere energieintensive Unternehmen davon ab, es ihnen gleichzutun?