In Angela Merkels neuem Büro saß früher ihr Vorvorgänger Helmut Kohl in seiner Zeit als Altkanzler. Es liegt im vierten Stock eines schmucklosen DDR-Baus, in dem Margot Honecker als Ministerin für Volksbildung residierte, Unter den Linden, zwischen dem Hotel Adlon und der russischen Botschaft. Für das Gespräch hat sie auf derselben Etage den Sitzungssaal ausgesucht, von dem aus man einen schönen Blick auf den Pariser Platz und das Brandenburger Tor hat. Die ganze Zeit dabei ist ihre politische Beraterin Beate Baumann. Bevor es losgeht, werden Fotos gemacht, schnell, denn Merkel mag es nicht, fotografiert zu werden. Warum das so ist, auch das wird im Gespräch eine Rolle spielen. Dann sind die Kameras weg, Merkel entspannt sich. Ein Jahr ist sie nun nicht mehr im Amt. Früher konnte die einfache Frage "Wie geht es Ihnen?" ihren Argwohn wecken. Heute finde sie so eine Frage angebracht, stellt Merkel fest und macht dazu eine ironische Merkelschnute. "Und ich würde auch gerne antworten, dass es mir persönlich gut geht." Die politische Gesamtlage allerdings empfinde sie als bedrückend. Angela Merkel hat wie alle ehemaligen Kanzler protokollarisch das Recht auf die Anrede "Frau Bundeskanzlerin". Kohl ließ sich gerne auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt Herr Bundeskanzler nennen, zu Kanzlerzeiten forderte er auch seinen "Dr." ein. Sie bevorzugt: Frau Merkel.